Differenzklima

Türen aus Holz- und Holzwerkstoffen können sich unter dem Einfluss von Temperatur- und Luftfeuchtedifferenzen verformen, wenn auf beiden Seiten unterschiedliche Klimaten vorhanden sind. Das Differenzklimaverhalten als Maß für die Verformung unter unterschiedlichen Klimaten zwischen Innen und Außen ist ein Merkmal für die Gebrauchstauglichkeit von Türen und Türelementen und ist vom Planer unter Berücksichtigung der Einbausituation und der klimatischen Belastung vorzugeben.

Zur Prüfung werden Türblätter oder Türelemente in die Klimazellen eingebaut und mit unterschiedlichen Klimaten (siehe folgende Tabelle) beaufschlagt.

Prüfklima Geforderte Klimaten
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Lufttemperatur

(Θ1) °C

Relative Feuchte

(φ1) %

Lufttemperatur

(Θ2) °C

Relative Feuchte

(φ2) %

a 23 + 2 30 + 5 18 + 2 50 + 5
b 23 + 2 30 + 5 13 + 2 65 + 5
c 23 + 2 30 + 5  3 + 2 85 + 5
d 23 + 2 30 + 5 -15 + 2 keine

Anforderungen

e min. 20 keine Anforderungen Referenztemperatur

Θ3 = Θ1 + (55 + 5)

keine

Anforderungen

 

Dabei gelten folgende zulässige Verformungen:

Prüfparameter Klasse 1 (x), (mm) Klasse 2 (x), (mm) Klasse 3 (x), (mm)
Verwindung, T 8,0 4,0 2,0
Längskrümmung, B 8,0 4,0 2,0
Querkrümmung, C 4,0 2,0 1,0

Relevante Normen:

Prüfnorm(en):
DIN EN 1121 – Verhalten zwischen zwei
unterschiedlichen Klimaten – Prüfverfahren

Klassifizierungsnorm:
DIN EN 12219 – Türen – Klimaeinflüsse –
Anforderungen und Klassifizierung

Mindestanforderungen in Deutschland:

Anforderung gemäß: Klasse / Grenzwert
E DIN 18105 Klasse 2 (c) für Wohnungsabschlusstüren

Differenzklimaverhalten bei Fenstern

Die Notwendigkeit des Nachweises des Differenzklimaverhaltens nach DIN EN 13420 ist vom Planer vorzugeben. Der Nachweis im Differenzklima an Fenstern ist nur an diffusionsbehinderten oder verformungsgefährdeten Konstruktionen notwendig.

Daneben kann bei Räumen mit starker Feuchtebelastung wie z.B. Schwimmbad und Nassraumzellen der Prüfnachweis gefordert werden.

Differenzklimaverhalten bei Außentüren

Bei Außentüren ist dieser Nachweis zur Aussage einer ausreichenden Gebrauchstauglichkeit generell erforderlich. Da das Differenzklima einen unmittelbaren Zusammenhang zum Verformungsverhalten des/der Türflügel(s) hat, sind die maximalen zulässigen Verformungen in der entsprechenden Klasse vom Planer nach Tabelle 25 vorzugeben. Die Türblatthöhe, Türflügelhöhe darf entgegen den Angaben in der Produktnorm DIN EN 14351-1 hierbei nur um 12,5 cm größer bzw. höher als geprüft erhöht werden, da die Verformung im Verhältnis zur Türblatthöhe nicht linear sondern exponentiell steigt.

 

Prüfparameter Klasse 1 (x), (mm) Klasse 2 (x), (mm)

Mindestanforderung*

Klasse 3 (x), (mm)

Sonderanforderung

Verwindung, T 8,0 4,0 2,0
Längskrümmung, B 8,0 4,0 2,0
Querkrümmung, C 4,0 2,0 1,0
Lokale Ebenheit 0,4 0,3 0,2
x      Prüfklima, das in DIN EN 1121 und/oder in DIN EN 1294 definiert ist
T     endgültige Verwindung
B     absolute Differenz zwischen endgültiger und anfänglicher Verwindung oder Längskrümmung oder die tatsächliche absolute endgültige Verwindung oder Längskrümmung, je nachdem, welche größer ist
C     endgültige Querkrümmung
*      für Laubengangtüren wird die Klasse 3, d.h. max. 2,0 mm Längskrümmung empfohlen.

Maximal zulässige Verformung bei Türen (Sinngemäß Tabelle 10 aus DIN 18055)

 

Bei Außentüren aus nicht-hygroskopischen Werkstoffen ist der Nachweis im Prüfklima c nicht notwendig, alle sonstigen Außentüren sind in der Reihenfolge Prüfklima c, d und e zu prüfen. Von der Planung sind die zulässigen Verformungen gemäß Tabelle 25 in Abhängigkeit des Prüfklimas nach Tabelle 26 vorzugeben [Klassifizierungsbeispiel:  Klasse 2 (c, d, e)= Türblatt aus Holz und Holzwerkstoffen ausgesetzt dem Prüfklima c, d, und e; max Verformung 4,0 mm].

Für Außentüren sind für die Türblätter /Türflügel nur die Verformungen der Klasse 2 und 3 nach DIN EN 12219 zulässig (s. Tabelle 25). Diese Verformungswerte gelten auch für in Gebrauch befindliche Außentüren, wobei die Umrahmung einen Verformungswert von max. 1,0 mm aufweisen kann.

Die Klasse 3 nach Tabelle 26 wird bei Außentüren mit Sonderbedienungskräften = Klasse 3 und 4 nach Tabelle 27 empfohlen, da sonst eine einwandfreie Funktion nicht gewährleistet werden kann.

Bei Prüfungen im Prüfklima e erfolgt die Bewertung der Verformung am Ende der Prüfdauer von 24 h. Erfahrungsgemäß wird die maximale Verformung jedoch innerhalb der ersten 3 Stunden erreicht und geht bei längerer Bestrahlungsdauer wieder zurück. Deshalb wird empfohlen neben dem Verformungswert nach 24 h auch den maximalen Verformungswert innerhalb der gesamten Prüfzeit zu berücksichtigen.

Erläuterung: Erfahrungen haben gezeigt, dass Außentüren, mit hoher Wärmedämmung = niedrigem Uf-Wert, die nur kurzzeitig der Sonne ausgesetzt waren, nicht mehr geöffnet werden konnten. Nach längerer Sonneneinstrahlung war das Öffnen dann wieder möglich. Ist besonders bei dunkler Beschichtung und Materialien mit großer Wärmeausdehnung (a-Wert) problematisch. Im Falle einer Reklamation ist die max. Verformung für die Bedienbarkeit entscheidend.

 

Ansprechpartner

Andreas Nerz

(0)8036 674947 – 0

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