Neue Norm für die Einbruchhemmung

neue Norm Einbruch PfB

 Mit Ausgabe 2021-11 ist die Normenreihe DIN EN 1627 bis DIN EN 1630 neu herausgegeben worden. Natürlich hat sich auch in dieser Normenreihe einiges geändert. Die wichtigsten Punkte haben wir für Sie zusammengefasst: 

1. Bestehende Prüfnachweise / Korrelation

Wie bereits in der DIN EN 1627:2011-09 gibt es eine normative Korrelationstabelle. Das bedeutet, daß Prüfnachweise nach DIN EN 1627:2011-09 und DIN V ENV 1627:1999-04 sowie Gitter nach DIN 18106:2003-09 weiterhin ihre Gültigkeit behalten und über die Korrelationstabelle NA.7 (siehe auch letzter Absatz der EN 1627:2021 Abschnitt 4 Widerstandsklassifizierung) bei Ausschreibungen nach aktueller Normausgabe danach angewendet werden können.

2. Übertragung der Prüfernachweise auf neue Normausgabe

Aufgrund der Korrelationstabelle NA.7 letzter Absatz der EN 1627:2021 Abschnitt 4 Widerstandsklassifizierung behalten Prüfberichte, Gutachtliche Stellungnahmen und Klassifizierungberichte der Vorgängernormen ihre Gültigkeit. Deshalb erfolgt unsererseits keine automatische Ausgabe eines neuen Klassifizierungsberichtes nach neuer Normausgabe. Prüfberichte beschreiben das Prüfergebnis zum Zeitpunkt der Prüfung und können dementsprechend nicht auf die neue Normausgabe umgeschrieben werden.
Die Bewertung von Prüfergebnissen der Vorgängernormen zur neuen Normausgabe erfolgt im PfB über eine Gutachtliche Stellungnahme, die Basis für einen neuen Klassifizierungsbericht ist. Die Gutachtliche Stellungnahme bewertet die normativen Änderungen der historischen Prüfergebnisse zur Neuausgabe der DIN EN 1627. Sofern die Änderungen das Prüfverfahren oder die Normvorgaben betreffen, sind ggf. auch Ergänzungsprüfungen erforderlich. Das PfB orientiert sich hierbei am „DIN CERTCO Beschlussbuch Einbruchhemmung“ bei dem sich alle maßgeblichen Einbruchprüfstellen im deutschsprachigen Raum diesbezüglich abgestimmt haben.

3. Übergangsphase

Der Prüfbericht wird in jedem Fall nach der zum Zeitpunkt der Prüfung gültigen Normausgabe ausgestellt. Sofern vor dem 1.11.2021 geprüft wurde, nach der Normausgabe 2011.
In diesen Fällen erstellen wir im ersten Schritt nur den Prüfbericht.
Für den Klassifizierungsbericht bieten wir Ihnen zwei Möglichkeiten:
Der Klassifizierungsbericht kann, insbesondere wenn ein Bauvorhaben, eine Ausschreibung oder eine andere Nachweispflicht nach altem Normstand der Prüfung zugrunde lag, noch nach der alten Normausgabe erfolgen.
Alternativ kann der Klassifizierungsbericht auch auf die neue Normausgabe erfolgen. Diesbezüglich ist gemäß Pkt. 2 zumindest eine Gutachtliche Stellungnahme zur Bewertung, in einzelnen Fällen, auch weitere Prüfnachweise erforderlich.

4. Neue Klassen

In der neuen EN 1627 wurde zusätzlich die Widerstandsklasse RC 1 mit Zuordnung von Gläsern der Widerstandsklasse P2A nach EN 356 eingeführt.

5. Tore

Sind weiterhin von EN 1627 ausgenommen und die Einbruchhemmung durch DIN/TS 18194:2020-07 geregelt, die derzeit auf den Normausgaben der DIN EN 1627:2011-04 sowie DIN EN 1628 bis DIN EN 1630 : 2016-03 basiert.

6. Geänderte statische Prüfungen 

Die Befestigung von Seitenteilen und Oberlichtern, Paneelen und nichttransparente Füllungen sowie eingeschraubten Flügel und Einsatzelemente werden zukünftig an zusätzlichen Punkten statisch belastet.
Der Nachweis des Widerstands gegen Verschieben der Verriegelungszapfen entgegen der Verriegelungsrichtung wird nur noch bei RC 1 und RC 1 N ohne abschließbaren Fenstergriff gefordert. In allen anderen Widerstandsklassen wird diese Anforderung im Rahmen des manuellen Einbruchversuches mit überprüft.
Für Rollladen und Rollgitter darf bei der Prüfung auf Hochschieben des Rollpanzers die Spaltlehre C (Ellipse mit 250 x 150 mm, vormals Spaltlehre D) verwendet werden. 

 

7. Feste Regeln für Türen und Fenster, die mit einem Schließmechanismus ohne Schlüssel auf der Nichtangriffsseite geöffnet werden können. 

Dies gilt sowohl für Notausgangs- und Paniktürverschlüsse als auch für jede alternative Variante mit Öffnung ohne Schlüssel (z.B. Komfortfunktion, Knaufzylinder) und Fenster ohne mit dem Schlüssel öffenbaren, abschließbaren Fenstergriffen.
In all diesen Fällen ist ein Prüfnachweis eines bestandenen manuellen Einbruchversuches nach EN 1630 erforderlich, der auch durch die Fläche erfolgen kann. Details insbesondere für Türen finden Sie auch im Anhang F der EN 1630. Dies gilt auch für die Widerstandsklassen RC 1, RC 1 N (zerstörende Prüfung mit eingeschränktem Werkzeugsatz A1 in 3 Minuten) und RC 2 N.
Schloß- und Beschlagskombinationen sowie Besonderheiten bei Ausführung mit Mehrfachver-riegelungen und angriffsseitigem Drücker sollten im Vorfeld abgestimmt werden. 

 

8. Neue Zuordnung von Beschlägen 

Im Rahmen der Neuausgabe der Einbruchnorm wurde auch die Anforderungen an die Schließzylinder, Schutzbeschläge und absperrbare Fenstergriffe den aktuellen Beschlagsnormen angepaßt und zudem die mechatronischen Ausführungen bei der Zuordnung mit berücksichtig. 

 

9. Schlösser, Schutzbeschläge und Rosetten, flächenbündige Ausführung und Schließ-zylinder sowie absperrbare Fenstergriffe ohne Prüfnachweise nach zugeordneten Kategorien der Beschlagsnormen 

Sofern für Schutzbeschläge, Schutzrosetten und zur Verwendung angedachte Schließzylinder bzw. abschließbare Fenstergriffe keine Prüfnachweise für die Anforderungen nach DIN EN 1627 Tabelle NA.1 oder nach Tabelle 2 für die Verschlusssicherheit sowie Tabelle 3 für den Angriffswiderstand nachgewiesen werden können, sind alternativ getrennte Prüfnachweise mit speziellen manuellen Einbruchversuchen möglich. Diese werden gemäß Tabelle 4 bis Tabelle 9 durchgeführt.
Diese Prüfungen sind im Vorfeld einer Einbruchprüfung bereits anzukünden und getrennt zu vereinbaren.
Flächenbündige Ausführungen mit Schließzylinder ohne Schutzbeschlag und Schutzrosette werden im Rahmen des manuellen Einbruchversuches der jeweiligen Widerstandsklasse geprüft. Für den Schließzylinder selbst gilt Pkt. 8 oder vorstehender Absatz. Aufgrund der derzeit noch unklaren Normenauslegung empfehlen wir den Einsatz einer Bohrschutzeinlage. Seite 3 von 3 Information zur Einbruchhemmung zur neuen DIN EN 1627:2021-11 bis DIN EN 1630:2021-11, 17.11.2021 

 

10. Neue ergänzte Vorgaben zu geeigneten angrenzenden Mauerwerken 

Die Tabellen NA.2 in DIN EN 1627 bieten einen erweiterten Umfang für den Einbau von einbruchhemmenden Elementen geeigneten Ziegelwänden an. Diese können in zusammen mit den Wänden in Tabelle NA.3 in den Montageanleitungen berücksichtigt werden. Holzständerwände gemäß Tabelle NA.4 können in Zusammenhang mit geeigneten Wandanschlüssen zum einbruchhemmenden Element (z.B. Holzpfosten 120 x 120 mm bis RC 3) ebenfalls in den Montageanleitungen dokumentiert werden.